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Das war die Einwohnerversammlung Alt Tellin

 

Am 21. Oktober 21 versammelten sich Bürgerinnen und Bürger, Gäste und der Gemeinderat zu einer Besprechung für die Gemeinde Alt Tellin auf Schloss Broock.

 

Der Gemeinderat Alt Tellin. v.l.n.r: M. Buhrmester, J. Jager, F. Karstädt, O. Spillner, S. Wiest, A. Wander

 

Am 21.10.21 empfingen die Gemeindevertreter Alt Tellins ab 17 Uhr, im Marstall des Schloss Broock Einwohnerinnen, Einwohner und Gäste im Stil der Bundespressekonferenz.

Hoch auf einer Bühne an Tischen mit Mikrophon, auf das der Bürgermeister zuerst verzichten mochte, wollte das Gremium Fragen entgegen nehmen, Erklärungen bereitstellen und Antworten liefern.

Zuerst ging es um den Veranstaltungsort selbst, der sehr facettenreich ist, wie im Verlauf der Versammlung noch deutlich wurde. Das Schloss, noch eine Baustelle, doch bald ein beeindruckender Ort für Veranstaltungen, zunehmend auch Ort für Gemeindeveranstaltungen, hatte seitens der Restauratoren eine Probeparty veranstaltet, welche manchem Anwohner zu laut gewesen war. Bereits vor der Versammlung hatte es hierzu ein Treffen mit den Beteiligten und Klärungen gegeben.

Nun stellte Christian Schmidt von der Schloss Broock GmbH nochmal das Gesamtkonzept für die Zukunft mit Veranstaltungen und Gästen vor. Hinzu komme noch die erteilte Genehmigung für einen Hofladen mit Unterstützung der Gemeinde.

 

Das Schloss war dann noch Thema einer Frage von Leo Kraus, Provie Theater Hohenbüssow, direkt an Bürgermeister Karstädt, warum dieser sich in einem Imagefilm für den Amtsbereich Jarmen mit eben diesem präsentierte, wo doch andere Gemeinden sich eher mit eigenen Projekten, welche aus der Gemeinde selbst heraus entstünden präsentiert hätten. Hintergrund hierzu dürfte auch gewesen sein, dass die Gemeinde Alt Tellin selbst tatsächlich über keine zukunftsträchtigen und eigenen Projekte seitens der Gemeindevertretung zu berichten weiß. So berät der Gemeindeentwicklungsausschuss ständig über Straßen, aber nicht über Spielplätze, Fahrradwege, Badestellen, etc.

Innerhalb dieser dünnen Lage erklärte Frank Karstädt aber dann, er habe schließlich im Film zuerst auf das schöne Tollensetal hingewiesen und das Schloss sei schon ein großes Projekt.

Leo Kraus, Provie-Theater Hohenbüssow

 

Günter Hegewald, Gemeindeentwicklungsausschuss BBLT, brachte den Aspekt hervor sich zukünftig nicht nur auf das Schloss als Ort für Gemeindeveranstaltungen zu verlassen, sondern weiter ein Gemeindehaus zu Verfügung zu stellen zu dem es bereits einen Beschluss seitens des Gemeinderates gebe. Aus Kostengründen wird das aber von Bürgermeister Karstädt und dem Ausschussleiter Jens Jager zurückgewiesen, um gleichzeitig festzustellen, dass notwendige Reparaturen am derzeitigen Feuerwehrhaus, das ja faktisch auch als Gemeindehaus fungieren kann, bereits erkannt und anvisiert seien, von Firmen erledigen zu lassen. Das Feuerwehrhaus könne von jeder und jedem auf Anfrage genutzt werden. Das habe man im Ausschuss besprochen, was wiederum Susanne Wiest vom BBLT verwundert, die regelmäßig an den Sitzungen als Gemeindevertreterin teil nimmt, da hierzu weder Beschlüsse noch Protokolle vorlägen. Also irgendwie soll etwas passieren, aber nicht so direkt passieren, doch könnte es auch bald passieren.

Günter Hegewald vom BürgerInnen Bündnis Landleben Tollensetal (Gemeindeentwicklungsausschuss)

 

Friedrich Mierau, ebenfalls Hohenbüssow, Baukollektiv,  brachte dann einen anderen Punkt ein, nämlich den des „politischen Arbeitsklimas“ innerhalb des Gemeinderates und den Ausschüssen, das bekanntermaßen seit Jahren eher kühl und unaufgeräumt sei. Ob es vielleicht angebracht wäre eine Art Mediation seitens des Städte und Gemeindetages einzufordern? Zum Erstaunen des Publikums präsentiert sich hier nun aber der  Gemeinderat seitens Bürgermeister Karstädt in Richtung BürgerInnen Bündnis und zurück, einträchtig und verweist auf die zunehmend gute Zusammenarbeit zwischen den GemeindevertreterInnen. Besonders Alina Wander, Gemeindevertreterin BBLT, ergreift hierzu das Wort und erwähnt die letzte Gemeindevertretersitzung in Jarmen, wo die Sitzungen nun immer coronabedingt und wegen fehlender Möglichkeiten in Alt Tellin statt finden müssen und bezeichnete diese als regelrecht harmonisch.

Das kann auch daran liegen, dass an dieser der mittlerweile Einzelmandatsträger Hr. Spillner nicht teilgenommen hatte, der auch während der jetzigen Veranstaltung eine Wortmeldung von Leo Kraus als „polemisch“ zurück wies, anstatt einfach sachkundig zu informieren. Dieser beleidigende Vorwurf erschloss sich niemandem.

 

Susanne Wiest erklärte dann den Gästen auch grundsätzliches zur Zusammensetzung des Gemeinderates und seiner Mitglieder. Für das BürgerInnen Bündnis Landleben Tollensetal gehen Alina Wander und sie selbst in die Gemeindepolitik. Dem gegenüber stehen die CDU mit drei Vertretern und dem Bürgermeister, der mit Hrn. Spillner eine Zählgemeinschaft gebildet habe, was tatsächlich seit der, für viele damals Anwesende als Farce empfundene konstituierende Sitzung von 2019 gilt. Prompt aber gibt es dazu von Bürgermeister Karstädt eine Zurückweisung und seine Darstellung der Dinge, dass man nämlich Hrn. Spillner nur etwas helfen wollte, weiterhin Ausschüsse besetzen zu dürfen, mehr aber auch nicht. Warum und woher diese Hilfsbereitschaft damals, nach Jahren der Ablehnung auf ihn seitens Hrn. Spillner gekommen war – man weiß es nicht, aber in der CDU steht ja das C für christlich.

So erklärt sich vielleicht doch das von Mierau angesprochene „Klima“ und selbst bei der ganzen Veranstaltung konnte man schon optisch gut erkennen, dass Hr. Spillner irgendwie zwischen den Stühlen, bzw. Fraktionen zu sitzen scheint.

Friedrich Mierau, Hohenbüssow

 

Ein großes Thema in der Gemeinde sind die Bäume! Hier wurde viel Unmut seitens der Gäste erklärt, seien es miserabel „gepflegte“ Bestände oder fehlende, bzw. schlecht platzierte Ausgleichspflanzungen. Auch Susanne Wiest erklärte, dass zB. die Ausgleichspflanzungen seitens der LFD für die (mittlerweile wieder abgebrannte) Schweinefabrik bis dato noch nicht vollständig erfolgt seien. Der „Keilerweg“ nach Wietzow sehe nicht gut aus, bemerkte die Familie Kobernus aus Siedenbüssow. Man habe brachial die Bäume getrimmt und gepflanzte seien einfach wieder ohne Pflege eingegangen.

Jochen Löber, Neu-Tellin, Töpferei Löber bemerkte gut informiert, dass es doch ein Baumkataster vom Prinzip her gebe, andere Gemeinden dieses hätten und der Gemeinde dafür € 15.000,- zu Verfügung ständen. Hierzu sagte der Bürgermeister, dass dieses Geld ja bereits für die Pflege verwendet werde. Susanne Wiest bekräftigte hierzu, dass es sowieso einfach mehr Investitionen für Bäume in der Gemeinde bräuchte.

Jochen Löber, Neu-Tellin

 

Zum Thema Windkraft, bzw. Windenergieindustrie erklärte der Gemeinderat geschlossen die Zusammenarbeit mit der BI „Es Reicht“, dem Entgegenwirkenwollen bezüglich der zunehmenden Überfrachtung der Region mit WKA und der Sorge (Bürgermeister) vor der zukünftigen neuen Bundesregierung. Derzeit sei aber alles noch in der Schwebe, da es auch unterschiedliche Flächennutzungspläne gebe und die Gemeinde sich schon in den 90ern gegen einen massiven Zubau ausgesprochen habe.

Zur Schweinefabrik gebe es auch nichts Neues. Die Brandursache stehe, auch bis heute noch nicht fest, sodass seitens der LFD nichts zu äußern sei.

Hier lobte Leo Kraus deutlich den Gemeinderat und dessen Haltung gegenüber der Holding, mit dieser nicht mehr zusammen arbeiten zu wollen und an der Brandstelle der Schande keine Schweinefabrik mehr haben zu wollen. Susanne Wiest erklärte auch als Fazit ihrer nun seit Monaten andauernden Erfahrung mit dem ganzen Prozess um den Megabrand und die Betreiberfirmen, dass mit solchen Dimensionen die Behörden (StaLU) und mittlerweile auch die Gerichte (Staatsanwaltschaft/ Verwaltungsgericht) offensichtlich maßlos überfordert seien.

Günter Hegewald wies hier noch mal explizit auf die immer montäglich ab 17 Uhr stattfindende Mahnwache hin.

Ingrid Ulrich, Broock fragte nach dem Verfahren für die Blühstreifen. Hier meinte BM Karstädt, dass man darauf keinen Einfluss habe, was Alina Wander, vom BBLT allerdings zurückwies und ein Treffen mit den Landwirten ankündigte.

Die Belastungen durch die „moderne Landwirtschaft“ tauchten immer wieder auf und Bürgermeister Karstädt empfahl allen, sich bezüglich welcher Beschwerde dazu auch immer, bei ihm telefonisch zu melden. Ärgerlich sind hierzu immer besonders die völlig vermatschten Straßen und Wege, die ein passieren für Fußgänger und Radfahrer oft erschweren und die Arbeiten der Fahrzeugführer, auch in der Nacht mit Flutlicht.

Aus dem Publikum raunte es „Wir hatten es schon mal besser!“

Ein Thema war noch Neu-Tellin und die dortige Verkehrssituation. Auf dieser Gemeindestraße, die „ländlicher Wegebau“ ist, gilt eigentlich Tempo 30. Gefahren wird hier aber eher 80 bis 110 km/h. Selbst Traktoren und LKW geben hier Vollgas und fahren 60 - 80 km/h. Sehr zum Leidwesen der AnwohnerInnen, welche schon oft ihre toten Tiere vom Asphalt schaffen mussten. Aus Gründen kann oder will man aber keine Verkehrsschilder aufstellen, vielleicht aber doch. Zumindest sollen nun die „Freiwillig 30“ Schilder kommen und es wird zukünftig temporär dort geblitzt, was zu empfindlichen Strafen führen wird, da gerade die neue Gebührenordnung seitens des Bundes beschlossen wurde.

Schlusspunkt war, wie bereits mal zwischendurch angesprochen, der Zustand der Kreisstraße durch Broock, die so schlecht gepflastert ist, dass es bereits zu Unfällen gekommen ist. Für Fußgänger und Radfahrer ist die Straße praktisch nicht nutzbar. Leo Kraus fragte hierzu wiederholt den Bürgermeister, der aber immer wieder darauf verweist, dass es ja eine Kreisstraße sei. Vermisst wurde hier ein einfaches Engagement für eine Verbesserung und für den Radverkehr überhaupt seitens des Gemeinderates. Das wies der Bürgermeister brüsk zurück, mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass in der Gemeinde Alt Tellin schließlich alle Gemeinde- (Auto-) Straßen asphaltiert seien – im Gegensatz zu anderen Gemeinden. Man erkennt hier gut, dass das Prinzip „Fahrrad“ generell in Vorpommern auf dem Land noch nicht so richtig angekommen ist.

Später resultierte daraus im Publikum noch der Gedanke, dass die Kreisstraße Broock, in ihrem jetzigen Zustand auch positiv zu bewerten sei, wenn man sie zu einer internationalen Teststrecke für Mountainbike, bzw. für den Downhill-Rennsport bekannt machen würde. So wäre Broock um noch eine weitere Attraktion reicher. Mal schauen...

 

 

Anhang: